Deutsche Limericks

Ein Limerick ist eine Form der Poesie in fünf Zeilen, mit einem (relativ) festen metrischen Schema und einem strengen Reimschema (AABBA), oft humorvoll und manchmal obszön.

Einer der ersten Limerick-Dichter war der englische Künstler Edward Lear (1812  –  1888). Deutsch erschienen seine Limericks zum Beispiel in „Edward Lears kompletter Nonsens: Limericks, Lieder, Balladen und Geschichten“ in der Übersetzung von Hans Magnus Enzensberger  (* 1929).

 

Lustige 5-zeilige Gedichte & Reime

Hier präsentieren wir stolz eine Sammlung der berühmtesten Limeriks.

Keuschheit

Es war eine Dame in Kamen,

die ließ sich nur ungern besamen.

Sie lief durch die Lande

im Nonnengewande

und sprach: „Heut’ läuft gar nichts mehr. Amen!“

Versessen

Es war eine Dame aus Zürich

versessen auf mich, so was spür’ ich.

Betrat sie den Raum

– ich sah sie noch kaum –,

schon war hinten raus aus der Tür ich.

 

Dame mit Balkon

Es lehnt eine Dame aus Bonn

sich gerne weit übern Balkonn.

Die Brust auf der Brüstung

führt meist zur Entrüstung,

doch hat man auch etwas davonn.

 

Ungeziefer

Ein furchtsames Fräulein aus Kassel

sah plötzlich im Raum eine Assel.

Da fiel es vor Schreck

sogleich in den Dreck.

Da haben wir nun den Schlamassel.

 

Abwechslung

Es kann eine Dame aus Scheuen

sich herrlich an Männern erfreuen.

Hat sie einen fest,

gibt sie ihm den Rest

und nimmt sich sogleich einen neuen.

 

Sommerrodeln

Es fuhren drei Damen aus Witten

im Sommer in Winterberg Schlitten.

Der Schlitten verglühte.

So sehr man sich mühte,

der Schlitten war nicht mehr zu kitten.

 

Lasterleben

Es waren drei Damen in Witten,

die ließen nicht lange sich bitten.

Dann trieb man es bunt,

kam bald auf den Hund …

So waren in Witten die Sitten.

 

Erfüllte Hoffnung

Es hofft’ eine Jungfrau aus Coesfeld,

dass einmal auf sie auch das Loesfeld.

Das Loes fiel geschwind,

nun kriegt sie ein Kind …

Wie schnell doch das Glück in den Schoesfeld.

 

Des Ritters Fall

Da kommt mal ein Ritter nach Bitterfeld,

der stets sich für besser und fitter hält.

Er kämpft im Turnier,

trinkt massenhaft Bier,

bis schließlich er rücklings aufs Gitter fällt.

 

Ein Fall aus der Landwirtschaft

Ein durstiger Bauer aus Nübelfeld,

der, wenn er mal fällt, immer übel fällt.

Wie leidet er Qual,

wenn wieder er mal

besoffen in einen der Kübel fällt.

 

Schwache Kondition

Ein älterer Säufer aus Hagen,

der konnte nicht vieles vertragen.

Nach drei Gläsern Bier,

vielleicht auch nach vier,

war er schon ganz voll bis zum Kragen.

 

Boxprofis

Es waren zwei Boxer aus Oxford

versessen ganz wild auf den Boxsport,

polierten die Fresse

selbst während der Messe.

Das fand man doch recht paradox dort.

Unersättlich

Es konnt’ eine Jungfrau aus Büren

beim Lieben nicht vieles verspüren.

Da sprach sie ganz dreist:

„Ich werde wohl meist

drei Männer auf einmal verführen.“

 

Reiterkunststücke

Sofie, eine Dame aus Riesa,

beim Reiten nur die Theorie sah.

Auf Kissen Sofie da

ritt wie auf ‘nem Vieh da,

obwohl sie noch nie die Prärie sah.

 

Kinderreichtum

Es lebt’ eine Hausfrau in Herten

zusammen mit ihrem Gefährten

und ihren zehn Kindern.

Die waren von Indern,

und schlug man die Kinder – sie plärrten.

 

Leichtfertigkeit

Ein leichtfertiges Fräulein aus Villingen

entbindet in Kürze von Drillingen.

Es tat mit drei Herr’n

zusammen sich gern –

Das muss man aufs Schärfste missbilligen!

 

Vitaminstoß

Es waren drei Schüler in Föhren,

die wollten den Lehrer nur stören.

Der Lehrer sprach hier:

„Zur Strafe esst ihr

und Buße drei Kilogramm Möhren.“

 

Linzer Torte

Es sagte ein Mädchen aus Linz:

„Schaut her, liebe Männer, ich binz!“

Die Männer, sie schauten,

und als sie sich trauten,

da freute sie sich des Gewinz.

 

Unentschlossen

Ein ganz Schizophrener aus Schleiden,

der konnte sich niemals entscheiden.

Sprach jemand: „Komm her!“,

dann tat er sich schwer

und fragte nur: „Wer von uns beiden?“

 

Nächstenliebe

Ein älterer Pater aus Peine,

der war in der Nacht kaum alleine.

Er sprach voller Wonnen:

„Ich liebe die Nonnen!“

Doch leider kam heute Nacht keine.

 

Mordlust

Es konnte das Lottchen aus Norden

die Männer nicht lieben, nur morden.

Da rief man: „Ach Gottchen,

was machst du denn, Lottchen?“

Was ist nur aus Lottchen geworden!

 

Die Walküre

Ein Opern-Fan hat in Bayreuth

sich auf die Walküre gefreuth.

Als die vor ihm stand

mit Speer und Gewand,

hat er es bald bitter bereuth.

 

Sehr zuvorkommend

Es fragt eine Dame aus Anröchte

‘nen sehr netten Herrn, ob er ran möchte,

und möcht’ er nicht ran,

so fragt sie alsdann,

was lieber stattdessen er dann möchte.

 

Kochkünste

Es war eine Dame in Goch

verlobt mit dem zweitbesten Koch.

Der briet einen Strauß

und nahm ihn nicht aus.

Wer weiß, was die Dame da roch.

 

Nicht verkehrt

Es lief eine Dame aus Herford

vor all dem so lauten Verkehr fort.

Sie traf einen Herrn

und wollte ihn gern …

Doch vor dem Verkehr lief auch der fort.

 

Die Ausnahme

Es war eine Dame in Mayen,

die konnte sehr vieles verlayen,

verlieh sogar sich,

doch nur nicht an mich.

Das konnt’ ich ihr niemals verzayen.

 

Überzeugende Argumente

Es traf eine Jungfrau aus Pilsen

den alten und reichen Herrn Tilson.

Sie wusste nicht gleich,

dass dieser Herr reich.

Seitdem sie es weiß, ja, da will se‘n.

Talentmangel

Es war mal ein Sänger in Aurich,

der sang zwar nicht schön, aber schaurich,

dass jeder im Land

nur Mitleid empfand.

Da wurde der Sänger sehr traurich.

 

Späte Hochzeit

Da vermählt sich mein Opa in Breisig,

sehr betagt, noch im kommenden Mai sig.

Und man sagt, in der Hast

hab’ nicht auf er gepasst,

und auch sonst hab’ nicht alle er bei sig.

 

Keine Funkstille

Es waren drei Funker in Dorsten,

die morsten und morsten und morsten.

Kann man ihnen trauen?

O nein, es sind Frauen!

Die dritte, so hört’ ich, hieß Thorsten.

 

Behütet

Ich kenne ein Mädchen in Hamm,

das ist so adrett und so stramm …

Ich könnt’ voll Entzücken

es herzen und drücken …

Doch Hüte trägt es wie Queen Mum.

 

Die Tiroler sind lustig

Ein feuriger Herr aus Tirol tat

so manches, wobei er frivol tat.

Die Dame rief: „Nein,

was sind Sie für’n Schwein!“,

obwohl es ihr eigentlich wohl tat.

 

Teures Vergnügen

Ich liebte ein Mädchen aus Aix

en Provence bis um viertel nach Saix.

Da sprach das Gewaix:

„Du weißt, lieber Maix,

bezahlen kannst du auch mit Schaix.“

Schüchternheit

Es sagte ein Jüngling in Schlüchtern:

„Ich bin nicht mehr nü… – nicht mehr nüchtern!

Ich tu mich bei Frauen

sonst nicht so recht trauen,

denn nüchtern bin ich viel zu schüchtern.“

 

Fatale Entscheidung

Es nahm sich ein Mann aus dem Sauerland

‘ne Gattin – die ständig sich schlauer fand.

Bald denkt er im Stillen:

„Ich könnte sie killen …!“

Ihr Bildnis trägt nun einen Trauerrand.

 

Tolle Diagnose

Es sagte ein Arzt aus Stralsund

zum Kunden: „Sie sind nicht gesund

und auch viel zu rund.

So heißt mein Befund:

Sie sind doch schon tot seit ‘ner Stund’.“

 

Wie praktisch

Es liebt eine Hausfrau aus Aalen,

den Kurt nur, den Mann, ihren kahlen.

Der Kurt ihr gefällt,

er kostet kaum Geld,

sie muss nie den Haarschnitt bezahlen.

Je oller desto doller

Ein älteres Weibsbild aus Füssen

war mächtig versessen aufs Küssen.

Sie hat einen Jungen

zum Küssen gedungen.

Nun wird er sie küssen wohl müssen.

Immer auf Achse

Es war ein Buddhist mal in Kiel,

der reiste sehr gern und sehr viel.

Mir kam in den Sinn:

Wo will der wohl hin?

Er sagte: „Der Weg ist das Ziel.“

 

Der Limerickdichter

Ein Limerickdichter aus Bremen,

der ließ sich das Reimen nicht nehmen.

So sprach er seitdem

– er hieß nämlich Rehm:

„Das muss sich am Ende doch rehmen!“

 

 

Ein Limerickdichter aus Verden,

der hasste nichts stärker auf Erden,

wenn‘s rhythmisch nicht richtig,

drum sagte er wichtig:

„Der Rhythmus muss in jedem Fall eingehalten werden!“

 

Spanischer Tanz

Die Carmen tanzt feurig in Spanien,

ihr Haar ist so braun wie Kastanien.

Sie tanzt den Bolero,

da naht ein Torero

und schenkt ihr statt Rosen Geranien.

 

Zweiter Prager Frühling

Es lebt eine Jungfrau in Prag,

die lieb’ ich bei Nacht und bei Tag.

Sie sieht mich im Hemd –

sie ist sehr verklemmt –,

da trifft sie beinahe der Schlag.

 

Knifflige Frage

Mich fragt eine Jungfrau aus Emden:

„Was trägst du denn unter den Hemden?“

Mir wurde ganz eigen –

ich werd’ es verschweigen.

Die Antwort, die würd’ sie befremden.

 

Auslandsaufenthalt

Da fährt eine Frau nach Brasilien

und treibt‘s dort mit diesen Tamilien.

Dem Eh’mann macht‘s nix,

er sagt nur voll Glüx:

„Es bleibt ja in diesen Familien!“

 

Schicke Putzfrau

Es schrubbt eine Frau in Bad Soden

mit recht scharfen Mitteln den Boden

im sehr kurzen Kittel.

So scharf wie die Mittel

sind auch ihre sonstigen Moden.

 

Tourist in Frankreich

Da kommt ein Tourist nach Le Baux

und klopft einer Frau auf den Paux.

Sie ist Pauxlitesse,

und zwar eine kesse,

drum sagt sie nur einfach: „Aux, aux!“

 

Nichts geht mehr

Ein schon älterer Rentner aus Soest

hätte gern noch mit Damen gekoest.

„Ach, du bist nicht bei Troest,“

riefen Damen erboest,

„denn du bist uns schon viel zu bemoest!“

 


Ähnliche Themen auf D.C.’s: